Windpark

Investieren   |   15.06.2023

Erneuerbare Energie für über eine Million Haushalte

Wenn es um Alternative Investments geht, ist Allianz einer der führenden Investoren weltweit. Im Allvest Interview beschreibt Dr. Michael Pfennig, Co-Head für den Bereich Infrastruktur bei Allianz Capital Partners (ACP), warum die Allianz in finnische Stromnetze, deutsche Windparks oder grünen Wasserstoff investiert, und wie sich das für die Kundinnen und Kunden nicht nur in attraktiven Renditen, sondern auch als Inflationsschutz auszahlt.

© EnBW

Herr Pfennig, Sie legen für die Allianz Capital Partners in Alternative Investments, auch Alternative Anlagen genannt, an. Was macht diese Investments für die Allianz und unsere Kundinnen und Kunden so interessant?

Sie bieten ähnliche Renditechancen wie Aktien, sind aber nicht vergleichbaren Marktschwankungen unterworfen. In dem Bereich, den ich verantworte, investieren wir in für die Gesellschaft und die Daseinsvorsorge kritische Infrastruktur. Daher weisen diese Projekte eine relativ stabile Nachfrage und damit ein vergleichsweise geringes Risiko auf, auch in schwierigen Zeiten. Solche Infrastrukturanlagen erfordern anfangs hohe Investitionen, versprechen dafür anschließend attraktive langfristige Barrenditen, die zudem häufig inflationsgeschützt sind, das heißt mit der Inflation steigen. Diese Charakteristika passen ideal zu dem Verbindlichkeitsprofil von Versicherungsgesellschaften wie der Allianz.

Können Sie uns Beispiele für solche Projekte nennen, in die Sie investieren?

Im Bereich der Alternativen Investments investiert mein Team im Auftrag der Allianz Gesellschaften und anderer Investoren in Infrastruktur. Das sind in der Regel Unternehmen aus Sektoren wie Mobilität, Telekommunikation, soziale Dienstleistungen und Energiewende. Zum Beispiel in Finnland. Hier investieren wir im Rahmen unserer Beteiligung an Elenia, dem zweitgrößten finnischen Stromnetzbetreiber, gemeinsam mit den anderen Investoren in die Wetterfestigkeit des Stromnetzes. Dies ist in Finnland besonders wichtig, da das Land dicht bewaldet ist und Stürme – insbesondere in Verbindung mit im Winter hohen Schneelasten auf den Bäumen - oberirdische Stromleitungen in der Vergangenheit häufig beschädigt und oft tagelange Stromausfälle verursacht haben, und das bei geringem Tageslicht und hohen Minusgraden.

Wir engagieren uns aber auch beim Glasfaserausbau. So hat die Allianz mit Telefónica das Joint-Venture „Unsere Grüne Glasfaser“ gegründet, um den Breitbandausbau mit Glasfaser in weniger gut versorgten Regionen und insbesondere kleineren Gemeinden Deutschlands voranzutreiben. Erfahrungen bei Investitionen im Glasfaser-ausbau haben wir u.a. schon in Frankreich und in Österreich gesammelt.

Ende 2022 haben wir an Ren-Gas Oy, einem finnischen Entwickler von grünem Wasserstoff und Power-to-Gas, eine Minderheitsbeteiligung erworben mit der Option, auch in RenGas´ zukünftige grüne Power-to-Gas-Projekte zu investieren. Ziel ist es, bis 2030 eine Reihe von Projekten zu entwickeln, die insgesamt 2,5 TWh an erneuerbaren Gaskraftstoffen herstellen und somit zu einer möglichen Reduzierung von über einer Million Tonnen an CO2-Emissionen pro Jahr insbesondere im Schwerlastverkehr beitragen können.

Das jüngste Beispiel ist ein Minderheits-Investment unseres Renewable-Teams in He Dreiht, ein großes Windparkprojekt vor der niedersächsischen Nordseeküste, das Ende 2025 ans Netz gehen und dann grünen Strom erzeugen soll. Das Projekt finanzieren wir zusammen mit EnBW als Mehrheitsinvestor und anderen institutionellen Partnern, und wird den Bedarf von über einer Million Haushalten decken können.

Dr. Michael Pfennig
Dr. Michael Pfennig
Co-Head für den Bereich Infrastruktur bei Allianz Capital Partners

Warum ist es für Kundinnen und Kunden interessant, ihr Geld über die Allianz in solche Projekte zu investieren?

Investitionen in Infrastruktur erfordern hohe Beträge, die kleinere Fonds und Einzelanleger niemals stemmen könnten. Ein Investor wie die Allianz kann auch einmal höhere Beträge wie z.B. 300 bis 500 Millionen Euro oder teilweise auch mehr pro Investment anlegen. Oft sind wir Teil eines Konsortiums aus mehreren Partnern. Auch erfordern die Transaktionen eine aufwendige Prüfung des Zielunternehmens aus rechtlicher, finanzieller, steuerlicher und technischer Sicht mit Hilfe spezialisierter Berater – und das in relativ kurzer Zeit im Wettbewerb mit anderen Investoren, die sich auch bewerben. Gleichzeitig können wir aufgrund unseres großen Portfolios an Infrastrukturinvestitionen trotz der großen Einzelinvestments eine breite Diversifikation über viele Sektoren und Länder hinweg darstellen. So verwalten wir zurzeit im Bereich Infrastruktur 25 Einzelinvestitionen in 13 Ländern. Und das nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und Indien.

Existieren neben dem sehr hohen Aufwand weitere Hemmnisse für Privatanleger, in Infrastrukturprojekte zu investieren?

Neben Hürden beim Einstieg gibt es auch Erschwernisse beim Verkauf. Alternative Investments sind aufgrund ihres langen Anlagehorizonts illiquide. Das bedeutet, dass das Asset nicht jederzeit oder nur unter erschwerten Bedingungen veräußert werden kann, was wiederum mit einem Renditeaufschlag belohnt wird. Auch wenn es bei den Alternativen Investments wie bei allen Eigenkapitalbeteiligungen Schwankungs- bis hin zu Ausfallrisiken gibt, verfügen insbesondere langfristige Infrastruktur-Investitionen über ein defensives Geschäftsmodell und weisen in der Regel eine attraktive Barrendite bei gleichzeitigem Inflationsschutz auf. Außerdem partizipieren Kunden an Projekten, die wichtige Dienstleistungen für die Grundversorgung der Bevölkerung leisten und die europäische Wirtschaft stärken.

Wie finden Sie solche Projekte und nach welchen Kriterien wählen Sie aus, wo Sie sich engagieren?

Bei der Auswahl achten wir - aus finanzieller Sicht – vor allem auf Stabilität, langlaufende und sichere Zahlungsströme und attraktive Renditen bei überschaubarem Schwankungsrisiko. Daneben ist gerade für Infrastrukturinvestitionen der gesellschaftliche Nutzen wichtig, der eng mit der Stabilität verknüpft ist, und die strengen Nachhaltigkeits- bzw. ESG-Kriterien der Allianz Gruppe müssen erfüllt sein.

Was entscheidet darüber, ob Sie den Zuschlag bekommen?

In der Regel gibt es einen Bieterwettbewerb um attraktive Projekte. Um dennoch häufig erfolgreich hervorzugehen und für unsere Kunden in attraktive Anlagen investieren zu können, helfen uns – neben unserer Erfahrung und Expertise – die Reputation der Allianz als langfristiger, vertrauenswürdiger und kompetenter Partner. Dies sind Eigenschaften, die gerade als Partner für kritische Infrastruktur mit großer gesellschaftlicher Bedeutung wichtig sind, da sie es uns ermöglichen, wichtige Infrastruktur langfristig weiterzuentwickeln und stabile Eigentumsverhältnisse zu gewährleisten.

Welche Rolle werden Alternative Investments in Zukunft für die Gesellschaft spielen?

Wir sehen insbesondere zwei große Bereiche, in denen unsere Investitionen eine sehr große Rolle spielen, nämlich die Energiewende und die Digitalisierung. Die Energiewende ist die wohl größte gesellschaftliche Aufgabe in Europa. Es wird geschätzt, dass bis 2045 allein auf die deutschen Stromnetzbetreiber ein Investitionsbedarf von über 200 Milliarden Euro zukommt, um die Energiewende zu stemmen. Auch der Aufbau einer europäischen Wasserstoffwirtschaft wird hohe Investitionen von geschätzten 300-400 Milliarden Euro erfordern. Goldman Sachs geht in einer 2022 veröffentlichten Studie sogar von einem EU-weiten Investitionsbedarf über die nächsten 10 Jahre zur Realisierung der Energiewende von ca. 5 Billionen Euro aus. Dazu kommen, wie erwähnt, die Kosten für den notwendigen Ausbau eines schnellen Glasfasernetzes sowie der Mobilfunkinfrastruktur, um die Abdeckung auch im Hinblick auf 5G zu verbessern. Das wird nur mithilfe privater Investitionen finanziert und entschieden vorangetrieben werden können.

Die Infrastruktur kann eine wichtige Rolle als Motor für eine nachhaltige Zukunft spielen, wie es der Green Deal der EU eindrucksvoll belegt. Uns gefällt die Idee sehr gut, dass Allianz-Versicherte über Produkte der Altersvorsorge Zugang zu Alternativen Investments vor Ort, hier in Europa, erhalten können. Das ist nicht nur vorteilhaft für unsere Kundinnen und Kunden, sondern auch ein Investment im Interesse der zukünftigen Generationen.

Überarbeitete und aktualisierte Version eines Interviews, das wir 2021 mit Dr. Michael Pfennig geführt haben.

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