Mann im Ruderboot auf dem Wasser

Vorsorge   |   14.10.2020

Rente: Plan statt Lotto

Demografie – wer bei diesem Wort spontan an seine Rente in 20 oder 30 Jahren denkt, hat guten Grund dafür. Während die Zahl der Senioren laufend wächst, geht die Zahl der 20- bis 64-jährigen zurück. Weniger Beitragszahlern für die gesetzliche Rentenversicherung steht eine wachsende Zahl von Rentenempfängern gegenüber.

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Mit dem sogenannten „Altenquotient“ lässt sich dieser Zusammenhang genau darstellen. Er zeigt, für wie viele Renten­bezieher (Personen ab 65 Jahren) jeweils 100 Personen im Erwerbs­alter (20 bis 64 Jahren) sorgen müssen – vor allem im Rahmen der gesetzlichen Rentenversicherung. In Deutschland lag der Altenquotient im Jahr 2017 bei 36, im Jahre 2030 steigt er auf 50, im Jahre 2040 auf 55, prognostiziert das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Es wird also immer schwieriger, die gesetzliche Rente im Umlageverfahren zu finanzieren. Deshalb gibt es wenig Hoffnung auf eine bequeme Zukunft ohne Rentenreformen und eigene finanzielle Anstrengungen.

Deutschland hinter Italien

Nicht nur in Deutschland, weltweit grassiert das demografische Problem für eine ausreichend gesicherte und durchfinanzierte Rente. Das offenbart der aktuelle Allianz Global Pension Report 2020. Die Ökonomen haben 70 Rentensysteme analysiert. Danach steigt der Altenquotient in der Welt in den nächsten 30 Jahren viel schneller als in den 70 Jahren davor. Die Allianz-Experten prognostizieren für viele Entwicklungsländer, dass sich der Altenquotient in den nächsten drei Jahrzehnten verdoppeln wird. Das bekannteste Beispiel für den rasanten Wandel ist China, wo er von 17 auf 44 ansteigen dürfte. In den Industrieländern dagegen ist vor allem die absolute Höhe problematisch. Er wird in Westeuropa im Durchschnitt auf 51 im Jahr 2050 steigen. Für die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme eine gefährliche Entwicklung.

Die Allianz-Ökonomen haben in einem weiteren Schritt die Rentensysteme der Länder anhand von 30 Parametern in drei Feldern bewertet: finanzielle und demographische Ausgangssituation, Nachhaltigkeit und Angemessenheit. Die wichtigsten Ergebnisse: An der Spitze standen Schweden, Belgien und Dänemark. Kein asiatisches Land war in der Top-10-Liste vertreten, China kam auf Platz 11. Auf 16. Stelle landete das britische Rentensystem. Italien rangierte auf Platz 18, weiter hinten in Europa folgten Spanien (44) und Frankreich (51). „Interessanterweise belegte Deutschland - das den Ruf eines sparsamen, akkuraten Finanzplaners hat – Rang 26. Obwohl das Land in Bezug auf Angemessenheit und Nachhaltigkeit recht gut abschnitt, fällt seine demografische Ausgangslage negativ ins Gewicht“, schreiben die Forscher.

Es liegt also vor allem an der Demografie. Um die Brisanz in Deutschland genau zu verstehen: Entscheidend ist nicht nur, dass immer weniger Beitragszahler immer mehr Rentner finanzieren müssen, sondern dass die Leistungsempfänger immer länger leben werden. Heute 30jährige Männer haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 82,9 Jahren, die gleichaltrigen Frauen kommen auf 88,7 Jahre. Zum Vergleich: 2017 geborene Jungen werden im Schnitt 90, Mädchen können sogar die 93 erreichen. Mit steigender Lebenserwartung verlängert sich naturgemäß auch die Zeit, in der die Altersrente bezogen wird.

Alt ohne Gold

Noch genauer hingeschaut: Im Jahr 2018 lag die durchschnittliche Rentenbezugsdauer aller Männer und Frauen in Deutschland bei 20 Jahren. Das sind rund vier Jahre mehr als noch vor zwanzig Jahren. Im Vergleich zum Jahr 1960 stieg die Dauer des Rentenbezugs sogar um etwa 10 Jahre, schreibt das Statistische Bundesamt.

Logik dieser Entwicklung: Die Beitragszahler können die Last für die sozialen Sicherungssystem nicht mehr allein stemmen, und das bedeutet für die Rentner: Sie müssen sich auf sinkende Altersrenten einrichten. Gleichzeitig steigen aber die Kosten für Gesundheit und Pflege, weil die Menschen immer älter werden. Der finanzielle Druck lässt sich nicht mehr wegdiskutieren – „Alt ohne Gold“ titelte dazu die Allianz in einer Pressemitteilung zu ihrem Global Pension Report.

Noch lässt sich jedoch gegensteuern, weil die starken Geburtenjahrgänge noch im Beruf sind. Aber es gibt auch ein Verhaltensproblem: Die Menschen fühlen sich jünger als sie sind: mindestens 10 Jahre unter ihrem tatsächlichen Alter. Wer mag da schon ans Alter denken? „Wer seine Finanzplanung aber heute nicht konsequent angeht, kann die fehlenden Summen später kaum noch aufbringen“, warnt Allvest-Geschäftsführer Felix Benedikt. „Es sei denn, er gewinnt im Lotto.“

Dr. Felix Benedikt
Dr. Felix Benedikt
Geschäftsführer Allvest GmbH
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